zurück Burganlage

Marco Ziwes

Vorwort:

Die vorliegende Facharbeit hat die Absicht, am Beispiel der Burg Neuerburg, darzulegen, wie im Hochmittelalter „kleine“ Feudalherren sich Burgen erbauten, um einerseits ihre Herrschaft zu festigen und anderseits Einfluss zu gewinnen. Da die Neuerburg bis heute eine der wenigen Burgen ist, die aktiv genutzt wird, will diese Arbeit auch nachweisen, welche Nutzungsänderungen die Baulichkeiten im Laufe der Jahrhunderte erfahren haben. Zu diesem Zwecke ist die Arbeit in die Chronologie der Eigentümer und deren Nutzung, sowie in die baugeschichtliche Entwicklung untergliedert.

Bau und Nutzung einer

mittelalterlichen Burg

von der Gründung bis zur

Jetzt Zeit am Beispiel der

Burg: Neuerburg

Facharbeit in Geschichte

Schule: Privates

St. Josef Gymnasium

54675 Biesdorf

Thema : Bau und Nutzung einer mittelalterlichen Burg von

der Gründung bis zur Jetztzeit am Beispiel der Burg Neuerburg

Inhaltsverzeichnis:

Vorwort Seite 1

1.Die Eigentümer der Burg Neuerburg und ihre Nutzung Seite 2-4

2.Die Neuerburg in Zusammenhang mit der gesamten

Wehranlage der Stadt Neuerburg:

    • 2.1 Beschreibung der gesamten Burganlage Seite 5-9
    • mit ihren verschiedenartigen Bauten
    • 2.2 Die Stadtbefestigung Seite 10

      Literaturverzeichnis:

      1.Wackenroder, Ernst: Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz. Die Kunstdenk-

      mäler des Kreises Bitburg. 12.Band. Düsseldorf. 1927.

      Druck und Verlag von L. Schwann. S.205-220.

      2.Dechant a.D. Zimmer: Kurze historische Mitteilung über die Burg Neuerburg

      und ihre Besitzer. Bonn. 1907. Carl-Georgi Universitäts

      Buchdruckerei und Verlag.

      3.Dr. Josef Hainz: Das Bitburger Land. Landschaft, Geschichte und Kultur des

      Kreises Bitburg. Band 1. Bitburg. 1967. Verlag Neu u. Co..

      S.441-449.

      4.Roger Bour: Luxemburgisches in Lothringen, Ardennen und Eifel. Ein kunst-

      historischer Streifzug durch die Burgenbauten altluxemburgischer

      Grenzlande. 1986. S.397-403.

      5.Hans Theis: Neuerburg und die Neudeutschen. Eine kleine geschichtliche

      Rückschau auf eine Burgenkleinod unserer Heimat. In: Heimat-

      kalender für den Kreis Bitburg. 1954. S.78-81.

      6.Förderverein Burg Neuerburg e.V.(Hg):Burg Neuerburg. Ein Kurzführer.

      Anmerkungen:

      Die Seiten 2-4 sind mit Hilfe der Bücher 2 und 6 aus dem Literaturverzeichnis hergestellt.

      1.Die Eigentümer der Burg Neuerburg und ihre Nutzung

      Wie der Name Neuerburg schon besagt, ist die Burg keine der ganz alten Gründungen. Um 1132 taucht mit Theoderich de novo castro der erste Herr von Neuerburg auf, bei dem es feststeht, dass er nicht aus Neufchâteau aus Belgien stammt. Es ist sicher, dass dieser Theoderich ebenso wie die nachfolgenden „Friederiche“ von Neuerburg bzw. von Brandenburg/Luxemburg eine Seitenlinie der Grafen von Vianden sind.

      1.Dynastengeschlecht: Die Herren von Neuerburg-Brandenburg aus dem Haus

      Vianden

  • 1220-1257: Friedrich I.
  • 1257-1278: Friedrich II.
  • 1278- ? : Friedrich III.
  • ? -1332: Friedrich von Brandenburg
  • Durch Heirat:
  • 2.Dynastengeschlecht: Die Herren von Kronenburg

  • 1332 : Friedrich von Kronenburg
  • (1332-1339: König Johann von Böhmen (verpfändet))
  • 1339-1342: Friedrich I. von Kronenburg
  • 1342-1357: Friedrich II. von Kronenburg
  • 1357-1360: Friedrich III. von Kronenburg
  • 1360-1414: Peter von Kronenburg
  • Durch Heirat:
  • 3.Dynastengeschlecht: Die Herren von Rodemacher

  • 1414-1446: Johann von Rodemacher
  • 1446-1482: Gerhard von Rodemacher
  • Über Erbgang:

    4.Dynastengeschlecht: Die Grafen von Virneburg

  • 1482-1486: Georg Graf von Virneburg
  • 1486-1487: Wilhelm Graf von Virneburg
  • Über Erbgang:

    5.Dynastengeschlecht: Die Grafen von Manderscheid

  • 1487-1489: Cuno I. :Manderscheid-Blankenheim
  • 1489-1501: Cuno II. :Manderscheid-Blankenheim
  • 1501-1542: Diedrich IV. :Graf von Manderscheid
  • 1542-1548: Franz :Graf von Manderscheid
  • 1548-1551: Diedrich IV. :Graf von Manderscheid
  • 1551-1560: Diedrich V. :Graf von Manderscheid
  • 1560-1566: Diedrich VI. :Graf von Manderscheid
  • 1566-1582: Joachim :Graf von Manderscheid
  • 1582-1588: Magdalena von Nassau (Witwe von Joachim)
  • 1588-1593: Unter Sequester (Hier kam es zu einer rechtl. Zwangsverwaltung,
  • da Magdalena evangelisch war.)
  • 1593-1607: Diedrich II. :Graf von Manderscheid-Kail
  • 1607-1609: Unter Sequester
  • Geteilte Herrschaft:
  • 1609-1794: Teilung von Burg und Herrschaft in Manderscheider Hälfte und in
  • eine Hälfte wechselnder Eigentümer
  • Bis zu diesem Zeitpunkt diente die Burg als Verwaltungsgebäude. In diesem Verwaltungsgebäude arbeiteten Amtsmänner, die zumeist adelig waren. Sie nahmen Klagen entgegen, die dann vom Burgherr, der gleichzeitig oberster Richter war, im Grund- oder Hochgericht überprüft wurden. Zudem wurde die jährlich stattfindende Bürgermeisterwahl auf der Burg durch den Burgherren durchgeführt.

    1794: Französische Republik

  • 1795: Die französische Republik versteigert die Burg für 1000 Franken
  • Erwerber: Ratsherr Honoré aus Luxemburg
  • ca. 1820: Die Ruinen der Burg werden nach Stadtbränden auf Abbruch ver-
  • kauft (u.a. auch die gotische Kapelle). Am 28. Juli 1831 verkauft
  • Honoré die Burg an das Bürgerhospital von der Stadt Neuerburg,

    von dem es die Stadt später erhielt. Die Burg wurde dann als

    Archiv, Armenhaus und Gefängnis benutzt.

  • 1920-1929: Nutzung als Landwirtschaftsschule
  • 1927-1930: In dieser Zeitspanne wurde die Kirche durch den Bund Neu-
  • deutschland renoviert. Der Bund erhielt ein Erbpachtvertrag der
  • Stadt Neuerburg ,der auf 99 Jahre dotiert war.

  • 1937-1945: Die Zwangsenteignung durch das Naziregime hatte zur Folge, dass
  • die Burg als NS-Schulungsheim (u.a. auch Hitlerjugend) genutzt
  • wurde.

  • 1945-1951: In diesem Zeitraum wurde die Burg als Kaserne für amerikanische,
  • französische und luxemburgische Soldaten verwendet.
  • ab 1951: Die Burg wird erneut als Jugendburg durch den Bund Neudeutschland benutzt.

    Die Neuerburg heute:

    1.Die Jugendburg:

    Die Burg wird heutzutage als Jugendbildungs- und Freizeitstätte für Gruppen jeder Art zur Verfügung gestellt.

    2.Der Bund Neudeutschland:

    Dieser Bund, der 1919 gegründet wurde, ist seit 1930 Träger der Burg. Dieser Bund vertritt die Stellung engagierten Christen und Christinnen.

    3.Der Förderverein Burg Neuerburg:

    1984 wurde dieser Förderverein zur Erhaltung und Restaurierung des bau-historichen Denkmals gegründet.

    4.Besichtigung:

    Man kann das Außengelände und die Innenräume (nach Absprache) besichtigen.

    2. Die Neuerburg in Zusammenhang mit der

    gesamten Wehranlage der Stadt Neuerburg

    2.1 Beschreibung der gesamten Burganlage mit ihren

    verschiedenartigen Bauten

    Die Neuerburg, die von Anfang an ein Lehen der Grafschaft Vianden war, liegt 18 km von Vianden entfernt. Sie ist heutzutage für die Gegend eine der touristisch wertvollsten Höhenburgen, deren Burganlage recht gut erhalten ist.

    Nun möchte ich, mit der Beschreibung der Burganlage, wie sie anfangs bestand, beginnen. Die westöstlich gerichtete Burganlage ist in ihrer Gesamtheit 345 m 1lang und umfasst in erster Linie die 75 m lange und 25 m breite Oberburg 2.

    Hieran schließt sich westlich ein, durch einen Felsengraben getrennter Hang an. Weiter westlich gibt es zwei Quergräben, die in die obengenannte Länge der Burganlage nicht einbezogen wurden. Unterhalb der Oberburg liegt östlich die sogenannte innere Vorburg, deren Länge 70 m und deren Breite 50 m beträgt 3. Diese Vorburg wird als Schloßgarten bezeichnet, der unter anderem einen großen Weiher enthielt. Das Plateau zwischen der St. Nikolaus Kirche und der „kleinen Burg“, die heutzutage das Pfarrhaus ist, umfasst die äußere Vorburg, die 200 m lang und bis zu 80 m breit ist. Die Flurbezeichnungen „Burgfried“ 4 und „Schießgarten“ 5 umfassen den nördlichen und östlichen Teil dieser äußeren Vorburg. Die daran anschließende Stadtmauer dürfte im wesentlichen erst nach der Verleihung der Stadtrechte, durch Johann den Blinden, 1332 entstanden sein.

    Kommen wir nun zur Oberburg zurück, die ich in dem folgenden Abschnitt näher beschreiben will. Die Oberburg wurde auf einem flachen und steilen Felskegel erbaut. Da dieser Felskegel eine ovale Form besitzt, gestaltete sich der Grundriss ebenso.

    Das Burgtor (1), dass heute an der selben Stelle steht, wie zur Gründungszeit, zeigt einen frühgotischen Bogen 6. Dieses Burgtor war durch eine Zugbrücke gesichert, die einen tiefen Graben überdeckte. Um diesen Zugang zu sichern baute man links dieses Tores, von außen gesehen, vier Schießscharten. Das zwischen den zwei Flankierungstürmen (3+5) liegende zweite Tor (2) befindet sich in etwa 8 m Entfernung zum äußeren Tor. Der Linke dieser beiden Flankierungstürme wurde als Treppenturm (5) umgebaut und ist heute noch erhalten. Der Treppenturm, der große Fenster mit bequemen Sitzen im zweiten und obersten Geschoss besitzt, dient zur Verbindung der noch aufzuführenden Wohnung.

    Dahinter liegend kann man den ältesten Wohnbau (6) vermuten, der aus spätromanischer Zeit stammt. An diesen Palas, der eine Länge von 29 m besitzt, schließt sich eine 1,50 m dicke Ringmauer an. Die Ställe und Wirtschaftsräume, die im westlich liegenden kleineren Teil der Burg (10) vorhanden waren, wurden durch einen 7,50 m dicken Rundturm (8) , der noch halb steht, gedeckt. In diesem Teil der Burg wird zudem noch ein kleiner Treppenturm (9) sichtbar. An der rechten Seite des Tores wurde eine moderne, jedoch im historischen Stil der übrigen Burg angepasst, als Dienstwohnung in das Mauerwerk der Ostbastion eingebaut.

    Der Saal des Palas, der sich im Erdgeschoss befindet, zeigt ein dreijochiges gotisches Kreuzgewölbe, welches einst vierjochig war 7. Die Tür zu diesem dreijochigen Saal, die nun vermauert ist, weist ein Tympanon auf, an dem man einfachste geometrische Ornamente erkennt 8. Der unregelmäßig gehaltene Grundriss weist eine Länge von 26 m auf. Unregelmäßig daher, da am Eingang des Palas der Raum eine Breite von 4,50 m und in der Vierung des letzten Joches eine Breite von 7 m aufweist. Im 18. Jahrhundert erhielt der Saal, der auch schon als Viehstall und Futterstelle diente, folgende Teilung. Zu der neu hinzugefügten Decke, die den gesamten Saal in zwei Geschosse einteilte, wurde eine Dreiteilung des Erdgeschosses durch Querwände vollzogen 9. Der kleinste und engste dieser Räume ist der Erste, der folglich das erste Joch einnimmt. Um das Stadtarchiv in diesem Raum unterzubringen, mußte man das Gewölbe dieses Raumes von oben zerschlagen. Im Jahre 1908 wurden bis auf den Archivraum diese eben angesprochenen Bauten entfernt und der Saal wurde nun als Turnhalle benutzt. Der Saal wurde nach dem Krieg, als Kapelle eingerichtet. Dieser Saal, den man als „Tempel“ bezeichnete, erinnert aufgrund seiner Größe an den Rittersaal der Hofburg Vianden 10. Man kann daher sagen, dass der Neuerburger Saal durch den Viandener beeinflußt worden ist. Aufgrund der nicht wiederbenutzten Gewölbekonsolen im ersten Joch, sieht man, dass hier ein Umbau bzw. Wiederaufbau stattgefunden haben muss 11. Die Gurtungen in diesem Saal sind noch dicker und runder, als die in Vianden und werden von einer schmalen Leiste abgeschlossen 12. Die Kapitelle und Säulenbasen, die man jedoch nur in den letzten beiden etwas breiteren Jochen findet, sind verschieden und weisen vielleicht auf die Reste eines romanischen Baues hin 13. Zudem wurden die drei Südfenster zugemauert. In den Schlußsteinen der Gewölbe werden Wappenformen des 15.Jahrhunderts sichtbar. Im vierten Joch wird das Neuerburger Wappen sichtbar, das jedoch falsch ausgemalt ist. Worauf im dritten Joch das Viandener und im zweiten Joch der Adler von Kronenburg folgen. Das Wappen der Rodemacher befindet sich im früheren Archivraum. Über diesem Gewölbe befand sich ein etwa 1,50 m hoher Raum, der als Versteck oder Vorratskammer diente. Dieser Raum war nur von oben her durch eine kleine Fußbodenluke zugänglich. Ebenfalls um diese Zeit entstanden in der Südwand drei 2,70 m hohe Fenster, die mit Sitznischen ausgestattet waren. Das Obergeschoss, das ich kurz erwähnt hatte, wurde um 1600 umgebaut und bestand zum Teil aus Holzfachwerk. Es besaß vier Zimmer in gleicher Höhe mit dem Dachboden des Torbaus. Die kleinen Fenster an der Außenseite wurden dann im

    18.Jahrhundert vergrößert und mit einer einfachen rechtwinkligen Umrahmung gleichartig gestaltet.

    Die innere Vorburg (16) beinhaltet einen eindrucksvollen Torbau (4). Die Sohle dieses Tores, welches eine Durchgangslänge von 3,50 m besaß, wurde aus dem Felsen herausgehauen. Das Tor bei dem ein Graben und eine Zugbrücke vorhanden war, wurde nach außen hin durch einen romanischen Torbogen aus rotem Sandstein, von 3,40 m Scheitelhöhe, abgeschlossen 14.

    In den Jahren 1513-1540 entstand der 17,50 m dicke und 12,50 m vorspringende

    hufeisenförmige Bollturm (11), dessen Mauern bis zu 7 m dick waren und dessen Grundmauern heute nach der Renovierung in den 80er Jahren dieses Jahrhunderts wieder zu erkennen sind. Ungefähr zur selben Zeit entstand der von außen gesehen rechts liegende Halbturm (3), der eine Dicke von nur 8 m aufweist 15. Dieser Turm, der früher noch höher hinausragte, hatte an der dicksten Mauerstelle eine Dicke von 6 m aufzuweisen. Zu diesem Neubau wurde der Tordurchgang um 6,50 m verlängert. Er wurde nach innen 5 m und nach außen, wo ihn ein gotischer Torbogen abschloss, um 1,50 m erweitert. Die nötigen Wachtürme konnte man somit leicht auf diesem Tordurchgang unterbringen, indem man sie einfach aufsetzte. Von diesem Torbau bis zum Bollturm entstand nun eine 41 m lange Parallelkasematte, die zum Schutz der Zufahrt diente und von der heute noch 19 m erhalten sind 16. Um die Südfront der Burg wesentlich zu verstärken, ummantelte man den runden Westturm mit einer ein Meter dicken Mauer. Somit hatte dieser Turm einen Durchmesser von 10 m erhalten. Um diese Zeit entstand auch die, durch eine Treppe zugängliche und in der nördlichen 3,80 m dicken Ringmauer (13) liegende, Kapelle, in der der Schlosskaplan regelmäßig Messen hielt. Sie war spätgotisch geprägt und besaß aufgrund ihres Netz-gewölbes Ähnlichkeit mit der Neuerburger Pfarrkirche. Der Chor dieser Kapelle ragte erkarartig aus der Mauer hinaus. Die Schlosskapelle, die dem Hl. Hubertus geweiht war, enthielt reiche Paramente, sowie eine ewige Lampe. Der 1771 hinzugekommene neue Altar ist heutzutage vor der Kreissparkasse zu finden und stützt dort das Marktkreuz der Stadt Neuerburg. Nach dem Stadtbrand 1818 dienten die Steine der Kapelle zum Wiederaufbau des Glockenturmes.

    Joachim, Graf von Manderscheid (1566-1582), hatte ständig seinen Wohnsitz auf der Neuerburg. Daher erbaute auf der Westseite des Hofes einen Renaissancewohnbau, mit 19 Kreuzfenstern, 19 einlitzigen Fenstern und 22 Türen, von dem heutzutage noch vier Fensteröffnungen erhalten sind. Dieser Renaissancewohnbau besaß an der Fassade einen eingebauten Treppenturm, den man bei den Sicherungsbauten in dem Jahre 1965 einfach übersehen hatte. Zur Herstellung dieses Baues benötigte man Kalk aus Oberweis und Hausteine aus Wißmannsdorf.

    Zu Beginn des 17. Jahrhunderts dürfte die Torburg durch Dietrich II. (Graf von Manderscheid-Kail) zu einem Wohnbau umgebaut worden sein, da man in der Herdplatte, die 1605 dort eingebaut wurde, ein Ehewappen des damaligen Besitzer fand. Zudem wurde zur gleichen Zeit der bestehende Mannschaftsraum in eine Wohnküche umgebaut 17. Die kleinen vorhandenen Renaissancefenster wurden auf die heutige Größe vergrößert. Weitere Umbauten waren die Ausbauung des Torturms zu einem Treppenturm und die Hinzufügung eines Sandsteinerkers an das Wohnzimmer, der dem Bau einen freundlicheren Anblick verschaffte. Ab dem Eintritt (26. März 1635) der spanischen Niederlande und Luxemburgs in den 30jährigen Krieg wurden die Burgen verstärkt. Bei der Neuerburg wurde die Nordfront, durch die Errichtung zweier Bastionen und durch die Verstärkung der bislang 1,50 m dicken Ringmauer auf 5,50 m, gegen Artilleriebeschuss verbessert. Die nördlich anliegende Bastion (12) wurde zur Verteidigung der Talsohle und der Beherrschung der anliegenden Zufahrtsstraße benötigt. Diese Bastion, die dreistöckig gebaut war, ist ein sogenannter Kasemattenbau, dessen Mauer 5,50 m dick war und dessen Gewölbe mit 1,50 m Spannweite sehr weit gespannt war 18. Die Ostbastion (14) war mit sehr vielen Aufgaben verknüpft. Sie schützte einerseits das Haupttor, andererseits flankierte sie die Nordbastion und die Vorburg. Zudem sollte sie ebenfalls, wie die Nordbastion, zur Verteidigung der Talsohle dienen. Diese Ostbastion ist heutzutage größtenteils zerstört, sollte aber zur Aufstellung von mindestens 4-6 Geschützen gedient haben. In diesem Teil der Burg sollen sich noch Kasemattenräume und ein Brunnen befinden. Da die Neuerburg so ausgebaut, mit genügender Artillerieausrüstung und Mann-schaftsbestand, jedem normalen Angriff gewachsen war, wurde der halbrunde westliche Bollturm mit den anliegenden Mauern, die Ostbastion und der Renaissancewohnbau von den Franzosen am 3.Mai 1692 gesprengt 19. Zudem ruinierten die Franzosen den 25 m tiefen Burgbrunnen, sowie die Wasserleitung. Da die Wohnung des zerstörten Renaissancebau ersetzt werden mußte, baute man 1701 auf dem Niederwall der Südseite des Palas unter Einbeziehung einiger Kasematten einen zweigeschössigen Wohnbau mit Pultdach (17). Zur selben Zeit wurde eine neue Wasserleitung geschaffen, die im Jahre 1779 wiederum erneuert wurde. Diese Wasserleitung, die eine Länge von ca. 300 m besaß, bestand aus 256, aus Bollendorf gelieferten, gusseisernen Rohren. Honoré lies diese Wasser-leitung im Jahre 1817 ausgraben und verkaufen. Durch das Vorsetzen eines Bogens um zwei Meter nach außen hin und unter Einbeziehung des alten Wehrgangs über dem Tor wurde ein neuer Wohnraum von 30 m² geschaffen. Das erste Geschoss dieses neuen Baues enthielt vier ,das zweite drei Wohn-zimmer, sowie einen Korridor, der sein Licht von Norden her bekam. Der am größten Zimmer vorstehende Hausteinerker wurde jedoch schon um 1600 gebaut 20. Die Fenster der Wohnzimmer waren alle horizontal und vertikal gegliedert und beinhalten fast alle Sitznischen. Zudem wurde in diesen neuen Torbogen eine romanische Steinfigur, die heute sehr stark beschädigt ist, als Laternenhalter eingebaut 21. In dieser Bauperiode entstand auch das rundbogige Tor (15), was den Durchgang zum Burghof (7) ermöglichte 22. Nachdem ich die Burg mit ihren Anlagen beschrieben habe, ist am Ende des Berichtes ein Plan 23 der Burg , der zu leichterem Verständnis dienen soll.

    2.2 Die Stadtbefestigung:

     

    Sie besteht aus einem natürlichem, sowie aus einem künstlichen Teil. Der sogenannte natürliche Teil besteht aus vorspringenden Felsrücken und Graten 24.In dieser Stadtbefestigung waren einige Pforten zu finden. Eine dieser Pforten war auf der nördlichen Zufahrtsstraße, der Weiherstraße, an der Eligiuskapelle zu finden. Diese eben genannte Pforte nannte man oberste Weiherpforte, worauf 120 m unterhalb die untere Weiherpforte, die in eine Ringmauer integriert war, folgte 25. Ein recht gut erhaltener Mauerteil, der zu Beginn der 90er dieses Jahrhunderts baulich gesichert wurde, mit drei Turmresten verläuft von hier aus den Hang in Richtung Osten bis zur Enz unterhalb des Beilsturmes entlang. Von dort aus verläuft eine zur Enz parallele Mauer bis zur Unterpforte, von der man auf die Zufahrtsstraße Richtung Sinspelt gelangt. An dieser Pforte biegt die Mauer rechtwinklig in Richtung Westen ab und führt nun bis zur Braubachpforte hinauf, von der sie ebenfalls wieder rechtwinklig abbiegt. Da diese Mauer von der Braubachpforte aus in Richtung Norden verläuft, findet sie in der Pfarrhaus-pforte ihr Ende 26. Der vorhin genannte Beilsturm wurde 1320 auf einem Felsen, der zum Teil als Niederwall ausgebaut ist, errichtet. Dieser gotische halbkreisförmige Turm mißt 15 m und sein Umfang an der Rundseite beträgt 12,50 m. Sein Mauerwerk ist 1,20 m dick und er besitzt drei Geschosse mit Balkendecken 27. Er diente hauptsächlich als Wachturm, da man von ihm aus die Talzone kontrollieren konnte, die von der Burg nicht einsehbar war. Zudem hatte dieser Turm lange die Funktion als Feuerwachturm der Stadt Neuerburg inne 28.

     

     

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